Vor kurzem durfte ich in der Wutachschule in Tiengen zu Gast sein. Viele von euch haben sicher schon von der Wutachschule gehört. Dabei handelt es sich um ein SBBZ (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) mit dem Schwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung. Damit ist die Wutachschule wirklich etwas ganz besonderes, so gibt es zum Beispiel nicht direkt einen „Lehrplan K“ für Kinder mit körperlich-motorischem Unterstützungsbedarf. Stattdessen werden die Kinder dort nach einem anderen Lehrplan unterrichtet, das kann der Lehrplan der Regelschule sein, aber auch der eines SBBZ geistige Entwicklung. Das Merkmal körperlich-motorische Entwicklung steht daher nicht allein, sondern ist ein Zusatz. Dadurch ist die Schule sehr divers, das wurde bei meinem Besuch mehr als deutlich.
Die Behinderungen der Kinder, die dort zur Schule gehen sind sehr divers. Das stellt das Team der Schule vor verschiedene Herausforderungen. Die Lehrer:innen, die Schulleitung und die weiteren Unterstützer:innen in der Schule schaffen es aber, mit Unmengen an Herzblut für jede dieser Herausforderungen eine Lösung zu finden. Dafür gebührt ihnen unser tiefster Respekt. Ich fand es sehr beeindruckend mit welchem Einsatz hier den Kindern geholfen wird und wie die Kindern hier gut betreut werden.
Die Schule ist wie alle SBBZ in der Region in der Trägerschaft des Landkreises. Deshalb habe ich als Mitglied im Kreistags-Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Bildung auch schon vieles über die Schule gehört und entscheiden dürfen. Drei Punkte sind in unserem gemeinsamen Gespräch mit Co-Schulleiterin Julia Eberhardt und beim Rundgang deutlich geworden, die die Schule beschäftigen. Erstens ist auch an der Wutachschule der Lehrer:innenmangel ein zentrales Problem. Durch die verschiedenen Behinderungen, die die Kindern an der Wutachschule mitbringen ist der Job sehr herausfordernd. Besonders im ländlichen Raum besteht deshalb ein Mangel an Sonderpädagog:innen. Verstärkt wird dies teilweise dadurch, dass viele der angehenden Sonderpädagog:innen ihre Ausbildung an der PH in Ludwigsburg absolvieren oder an einer anderen pädagogischen Hochschule, die doch deutlich weit weg von unserem wunderschönen Landkreis ist. Deshalb finden nur wenige den Weg zu uns, bleiben dann aber meistens sehr gerne!
Zweitens gibt es immer wieder Diskussionen um die Einrichtung einer Hauptstufe an der Schule. Bisher werden nur die Klassen der Grundschule angeboten. Für die weiteren Schuljahre bestehen dann auf dem Papier vor allem zwei Wege: Das zentrale Internat in Emmendingen-Wasser oder die Eingliederung im Rahmen von Inklusion in Regelschulen. Beide Wege haben Vor- und Nachteile. Deshalb kommt immer wieder die Forderung auf, die weiterführenden Klassenstufen auch direkt in Tiengen oder im Landkreis anzubieten. Allerdings spielen hier auch wieder die Themen Leher:innenversorgung und Trägerschaft hinein.
Dritter Punkt sind die Räumlichkeiten der Schule, diese sind nämlich sehr beengt und in manchen Bereichen auch problematisch. So konnte ich mich zum Beispiel vor Ort davon überzeugen, wie schwierig es ist, mit dem Kinderwagen in die sanitären Einrichtungen zu rangieren und welche Probleme dadurch verursacht werden, dass die verschiedenen Hilfsmittel (Kinderwagen, Tragen,…), auf die die Kinder angewiesen sind, viel Platz in Anspruch nehmen. Auch die Bausubstanz selbst braucht an manchen Stellen zwischenzeitlich mehr als einen frischen Anstrich. Diese Eindrücke nehme ich auch in meine Arbeit im Kreistag mit. In den kommenden Jahren plant der Landkreis zum Beispiel größere Arbeiten an den Gebäuden der Wutachschule und hat diese Arbeiten bereits im Gebäudeunterhaltungskonzept hinterlegt. Ich werde deshalb weiterhin genau beobachten, wie dieses Thema umgesetzt wird.
Zum Abschluss möchte ich nochmals meine Bewunderung für die geleistete Arbeit zum Ausdruck bringen. Viele der Kinder sind teilweise schwer mehrfachbehindert, können nicht selbst sprechen und sind auf vielfältige Unterstützung angewiesen. Das Team der Wutachschule hört zu, denkt mit und setzt sich dafür ein, diesen Kindern eine Stimme zu geben, die gehört wird. Dafür danke ich allen aus dem Wutachschule-Team sehr und komme immer wieder gerne vorbei!