Kaufmännische Berufsbildung in besonderem Format

Seit 1995 schafft die gemeinnützige Bildungseinrichtung des DHV neue Perspektiven. Durch Ausbildung und Umschulung werden vor allem junge Mütter attraktiv für den Arbeitsmarkt. Ich traf mit Ruth Cremer-Ricken, Vorsitzende der GRÜNEN Kreistagsfraktion, das DHV-Team in Bad Säckingen. Wir informierten uns über die Herausforderungen, vor denen das Lernbüro Bad Säckingen steht.

Zu Beginn vieler der Geschichten, die die Kaufmännische Berufsbildungsstätte des DHV erlebt, stehen meist Frauen, die jung Verantwortung übernommen haben. „Die Prioritäten verschieben sich und die Ausbildung fällt hinten runter“, so der Leiter der Einrichtung, Hans Hebeisen. „Hier sehen wir unsere Verantwortung. Wir möchten Müttern und Vätern neue Perspektiven ermöglichen. Mit einer vollwertigen Ausbildung in Teilzeit erreichen wir genau das.“ Die Kaufmännische Berufsbildungsstätte des DHV e.V. (KaBi) ermöglicht gerade Alleinerziehenden die wertvolle Chance in die Ausbildung zu gehen, während die Kinder vormittags betreut werden. „Dies ist ein Gewinn für alle – auch für die Kinder,“ erzählt die Ausbilderin Anna Barucka mit leuchtenden Augen. Ihre Kollegin Stefanie Siebold ergänzt: „Die oft alleinerziehenden Mütter gewinnen nicht nur an Selbstbewusstsein, sondern am Nachmittag motivieren sich Mutter und Kind beim gemeinsamen Lernen gegenseitig.“

Die Zahlen geben ihnen recht: Seit über 27 Jahren haben bis heute 458 eine Ausbildung begonnen, von denen fast alle diese auch erfolgreich abgeschlossen haben. Mich beeindruckte besonders, dass nicht nur 97,3% der Mütter und Väter die Ausbildung erfolgreich abschließen, sondern auch 85,6% in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis vermittelt werden. Wir sprechen hier nicht von prekären Arbeitsverhältnissen, bei denen man ständig um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, sondern um Berufe mit guten Aussichten, die Sicherheit und Zuversicht schaffen. Das ist eine Erfolgsgeschichte!

Trotz der positiven Bilanz weiß Hans Hebeisen nicht, ob sie diese Geschichte am Standort Bad Säckingen fortschreiben können: „Schon letzten September konnten wir durch die Pandemie keine Ausbildungsrunde starten. Sollten sich auch für kommenden September nicht genug Auszubildende anmelden, ist das Lernbüro in Bad Säckingen akut gefährdet.“ Das DHV-Lernbüro ist neben der gemeinsamen Bundesagentur für Arbeit der beiden Landkreise Lörrach und Waldshut maßgeblich von den zwei getrennten JobCentern in Waldshut und Lörrach abhängig, die geeignete Kandidaten vermitteln. Das Jobcenter in Lörrach vermittelte insgesamt 129 Frauen, von denen 30 in das Lernbüro nach Bad Säckingen kamen, und gerade einmal 3 Frauen wurden in den letzten zehn Jahren vom Jobcenter in Waldshut vermittelt. Ruth Cremer-Ricken sieht es als Kreis- und Gemeinderätin wie ich: „Es darf nicht sein, dass das vom Landrat verantwortete Amt solch eine gute Arbeit nicht unterstützt. Ziel muss es sein, Menschen ohne Job in langfristige Arbeitsverhältnisse zu vermitteln und nicht auf schnelle statistische Vermittlungsergebnisse abzuzielen, in dem Menschen in kurzfristige und schlechte Arbeit vermittelt werden.“

Klar ist, dass wir uns weiter für den Fortbestand dieser – laut Leiter Hans Hebeisen landesweit einmaligen – Bildungsstätte stark machen werden.