Auf Spurensuche: Keltische Hochkultur im Wahlkreis Waldshut

Gemeinsam mit der Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi MdL, der Jestetter Bürgermeisterin Ira Schelling, verschiedenen Vertreter*innen von Landesarchäologie, Denkmalpflege und Kantonsarchäologie Zürich habe ich das sogenannte Doppeloppidum in Jestetten-Altenburg/Rheinau besucht.

Den meisten ist diese spätkeltische Stätte als „Schanz“ bekannt. So wird der dortige Keltenwall im Volksmund betitelt. Gleichzeitig ist der Keltenwall (noch) das einzig sofort ersichtliche Merkmal der einstigen Keltensiedlung, denn die wertvollsten Schätze dieser Vergangenheit schlummern aktuell noch unter der Erde. Durch zahlreiche Untersuchungen, geophysikalische Prospektionen, die z.B. eine geomagnetische Kartierung ermöglichten, wurden die archäologischen Besonderheiten dieses geschichtsträchtigen Ortes eindrucksvoll visualisiert. Neben detailreichen Spuren von menschlichen und tierischen Knochen, weist der umfangreiche Münzfund auf eine ansässige Münzprägestätte und somit auf einen bedeutenden Handelsplatz. Bisherige Funde von Amphoren deuten an, dass es sich hier auch um einen bedeutenden Umschlagsplatz für Wein gehandelt haben könnte. Die geographische Lage in der Doppelrheinschleife unterhalb des Rheinfalls Schaffhausen war die perfekte Voraussetzung für diese Entwicklung, denn Handelsschiffe und deren Waren mussten hier umgeladen werden und – am Rheinfall vorbei – zu Land transportiert werden.
Eine weitere Besonderheit dieses archäologischen Kleinods ist das Alter der Fundmaterialien, welche bis in die römische Kaiserzeit reichen. Ungewöhnlich ist dies, weil die meisten anderen keltischen Siedlungen mit dem Aufkommen des römischen Reiches schon früher verschwanden. Gleichzeitig sieht man allerdings auch hier, dass die Siedlung auf der heute deutschen Seite sich wohl deutlich länger hielt, während auf der heute schweizerischen Seite die Siedlung wohl früher aufgegeben wurde.

Die beiden Halbinseln, auf denen die Keltensiedlung lag, „Schwaben“ (zu Altenburg (D) gehörend) und „Au“ (Zu Rheinau (CH) gehörend), sind nicht nur durch ihre Größe von insgesamt 305 Hektar außergewöhnlich. Heute liegt das Gebiet der ehemaligen Siedlung nämlich getrennt durch die Landesgrenze in beiden Ländern. Dadurch ergibt sich heute die einmalige Gegebenheit, dass man auf der schweizerischen Halbinsel „Au“ nach Süden nach Deutschland blickt. Gleichzeitig erfordert diese „Grenzerfahrung“ bei Ausgrabungen und Erforschungen dieses Gebietes ein erhöhter Abstimmungsbedarf zwischen Deutschland und der Schweiz, was aber auf der anderen Seite auch einen bunten Strauß von verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven zur besseren Forschung ermöglicht. Mit einer Unterstützung von Bund und Land möchte Jestetten gemeinsam mit den Schweizer Kolleg*innen diesem außerordentlichen kulturhistorischen Ort eine angebrachten Bedeutung zu verschaffen.

Ich freue mich sehr darüber, dass eine so wichtige historische Stätte heute in meinem Wahlkreis liegt. Besonders interessant finde ich dabei auch, dass solche Forschungen immer wieder auch sehr interessante und teilweise skurrile Ergebnisse liefern. So geht man heute davon aus, dass die Kelten in Altenburg und Rheinau ihren Wein unverdünnt getrunken haben – damals (anscheinend) ein kulinarischer Fauxpas.