Gemeinsam mit einer Delegation des Kreistags Waldshut ging es für mich vor kurzem in den Kanton Jura, nach St. Ursanne in das Felslabor Mont Terri. Dort forschen Institutionen und Akteure aus vielen verschiedenen Ländern unter anderem daran, wie der radioaktive Atommüll aus Atomkraftwerken möglichst sicher für eine möglichst lange Zeit gelagert werden kann.
Dies ist kein einfaches Unterfangen, denn schließlich soll der hochradioaktive Atommüll für über 1.000.000 Jahre sicher verwahrt werden. Das ist eine Herkulesaufgabe. Zwar ist diese Zeitspanne in geologischen Dimensionen nur ein Wimpernschlag, doch es handelt sich hier um ein riskantes Verfahren, da ein Fehler schlimme Folgen hätte. Besonders spannend ist dabei, wie man solch ein Endlager für die tausenden nachfolgenden Generationen erkennbar macht. Die Forschung dazu heißt Atomsemiotik. Es bestünde die Gefahr, dass durch Zufall nachfolgende Generation, bei Bohrungen beispielsweise, auf das radioaktive und noch gefährliche Endlager stoßen würden. Umso wichtiger ist es, dass die Suche nach einem Endlager gewissenhaft und ohne politischen Einfluss abläuft.
In der Schweiz hat man als Wirtsgestein für das Endlager den Opalinuston ausgewählt und auch andere Länder in denen solche Schichten existieren, proben und testen die Endlagerung von radioaktivem Abfall in diesem Gestein. In einigen Ländern existieren jedoch keine Opalinuston-Schichten, beziehungsweise liegen Sie in manchen Ländern nicht in genügender Mächtigkeit („Dicke“) oder Qualität vor, weshalb dort auf andere Gesteine ausgewichen werden muss. Auch dazu wird in der Schweiz geforscht, nämlich im zweiten Felslabor Grimsel, wo andere Gesteine zum Einsatz kommen. Im Felslabor Mont Terri selbst ist gesetzlich festgelegt, dass nicht mit radioaktivem Material getestet und geforscht werden darf, deshalb wird dort mit Heizelementen die Wärmeabgabe des Materials simuliert. Die Experimente im Felslabor Mont Terri sind sehr vielfältig. In zwei großen Experimenten zum Beispiel wird das Verhalten des Gesteins auf jahrelange Wärmeeinwirkung getestet. An einer anderen Stelle wird geprobt, wie schnell Material sich im Gestein ausbreiten kann. Außerdem werden viele weitere Eigenschaften des Opalinus-Ton, zum Beispiel seine Selbstabdichtung gegen Wasser, eingehend getestet. Des weiteren verläuft durch das Felslabor auch eine große Störungszone. Dort messen die Wissenschaftler*innen die Auswirkungen dieser Störung auf die umgebenden Gesteinsregionen.
An das Felslabor angeschlossen ist ein Besucherzentrum, dass sich mit dem Thema der atomaren Endlagerung beschäftigt. Dort wird unter anderem der genaue Aufbau der Gesteinsschichten im Felslabor und bei den späteren Lagerstätten erklärt, Radioaktiv-lasiertes Geschirr (Urangeschirr) dient als Probeobjekt für das Thema Abschirmung radioaktiver Strahlung und ein Erdbeben-Simulator schüttelt Besucher*innen ordentlich durch.
Der Besuch im Felslabor war für mich besonders aus drei Gründen interessant. Erstens bin ich in der Fraktion zuständig für den Strahlenschutz und damit auch den Atommüll, zweitens liegen alle möglichen Standorte des Schweizer Endlagers in unmittelbarer Grenznähe und drittens – und daher kommt die gute Laune auf den Fotos – wird im Mont Terri auch an weiteren Projekten geforscht, zum Beispiel wie CO2 im Boden gespeichert werden kann. Den weiteren Prozess zur Findung des Endlagers auf schweizer Seite aber auch „unseres“ Endlagers in Deutschland werde ich auch weiterhin kritisch begleiten, immer mit der Maxime der größtmöglichen Sicherheit im Sinn.