Handwerk für heute und morgen

Wie lange dauerte es bei euch heute, bis ihr die erste Schweißnaht gesehen habt? Bei mir liegt diese Zeitspanne im Millisekunden-Bereich, denn meine Nachttischlampe besteht aus einem verschweißten Drahtkorb. Schweißen, Kleben und Beschichten begleitet uns alle von früh bis spät und rund um die Uhr. Mir wurde die Ehre zuteil ein paar Grußworte am Landesverbandstag des Deutschen Verbands für Schweißen und verwandte Verfahren e. V (DVS) zu verlieren. Der Verband wurde vor 125 Jahren gegründet. Viele Errungenschaften der Technik sind erst durch dieses Handwerk möglich, so beispielsweise der ICE4 oder A380.

Auch zukünftig brauchen wir das Handwerk. Ein Beispiel sind große Wasserstoff-Pipelines für die chemische Industrie am Hochrhein. Ebenso im Bereich der Digitalisierung müssen immer kleinere und fragilere Bauteile gebaut werden. Dafür braucht es hochspezialisierte Fachkräfte, die die Maschinen verstehen und betreiben können. Fachleute, die präzise eine Schweißnaht setzen, die ein tiefes Materialverständnis haben, die auf unbekannte Szenarien kompetent zu reagieren wissen und in Zukunft darin geschult sind, Roboter zu steuern und zu programmieren. Bedauerlicherweise wird häufig der Fokus auf das Studium gelegt und der Mehrwert der eigenen Hände Arbeit kleingeredet.

In einer Welt, in der in vielen Bereichen ein eklatanter Fachkräftemangel herrscht ist dies kein einfaches Unterfangen. Doch für eine erfolgreiche Zukunft des Handwerks braucht es mindestens zwei Dimensionen: Erstens gute Betriebe, in denen jeden Tag das Ziel darin liegt, die beste Qualität abzuliefern und hervorragend ausgestattete berufliche Schulen, die hochqualitative Ausbildungsstandards ermöglichen. In den beruflichen Schulen ist dafür am Hochrhein in den letzten Jahren einiges passiert. Dazu durfte ich auch erst vor kurzem die Kultusministerin Theresa Schopper in Rheinfelden begrüßen. Wir informierten uns über die regionale Schulentwicklung, die der Landkreis Lörrach in den letzten Jahren im groß angelegten und gut durchdachten Ringtausch umsetzte. Von dieser Umstrukturierung profitierte auch das Metall-Handwerk, unter anderem durch einen Modernisierungsschub an der Gewerbeschule Schopfheim.

Der Fachkräftemangel ist nur eine von vielen Herausforderungen. Viele mittelständische und kleine Betriebe suchen händeringend einen Nachfolger. Fragen erreichen mich, wie die Innovationsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg, aber auch der Region am Hochrhein im speziellen und Europas im Allgemeinen gesichert und gesteigert werden kann. Energie, Inflation und Kostensteigerungen stehen ebenfalls auf vielen To-Do-Listen ganz oben. Die Politik ist dabei gefordert, Leitplanken für eine gute Entwicklung zu setzen, Zukunft zu sichern und die Sorgen der Bürger:innen ernst zu nehmen und dafür zu sorgen, dass diese nicht eintreten. Dafür setze auch ich mich ein. Das fängt im Kleinen an, dass jede und jeder auf mich zugehen kann und auf Fragen und Anmerkungen nach bestem Wissen und Gewissen eingegangen wird. Das geht weiter bei der Sicherung des Industriestandorts Baden-Württemberg durch die Transformation der Energieversorgung, bei der die Versorgung mit erneuerbaren Energien immer mehr entscheidend ist für die Unternehmen bei ihrer Standortwahl.