Voller Komfort auf 15 Quadratmetern

Wusstet ihr, dass der durchschnittliche Wohnraum pro Einwohner:in in Deutschland seit langem stetig ansteigt und sich laut Statistik schon bald der 50 Quadratmeter-pro-Person-Grenze nähert? Dieser Anstieg führt dazu, dass immer mehr Wohnfläche gebraucht wird und gerade in der Region viele Gemeinden großflächige Neubaugebiete auf der grünen Wiese ausweisen und so den Flächenverbrauch beschleunigen. Gleichzeitig funktioniert in vielen Neubaugebieten der Generationenwechsel nicht gut: Wohnten zum Beispiel beim Bau der Wohngebiete noch Familien in den Häusern, so sieht die Situation nach zwanzig Jahren teilweise ganz anders aus, wenn die Kinder aus dem Haus sind, die Einlieger- oder Dachgeschosswohnung nicht mehr vermietet wird, oder Schicksalsschläge dafür sorgen, dass man ganz alleine im großen Haus wohnt. Die Senkung des Flächenverbrauchs und gleichzeitig die Schaffung neuen Wohnraums ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben für eine nachhaltige Wohnraumpolitik.

Mehrfamilienhäuser, Nachverdichtung, Mehrstöckigkeit, all das sind Begriffe, die schnell fallen, wenn es darum geht, den Flächenverbrauch für die Schaffung von Wohnraum zu senken. Richtig umgesetzt können aber auch sogenannte „Tiny-Houses“ einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieses Problems beitragen. Tiny-Houses stellen sich der Entwicklung nach größer und größer entgegen und bieten vollen Komfort auf teilweise lediglich 15 Quadratmeter. Das ist möglich, weil zum Beispiel mit Galerien, platzsparenden Lösungen und multifunktionalen Bereichen viel Platz gespart werden kann Das Sofa wird so zum Beispiel mit einem Handgriff zum Bett und unter/in dem Sofa findet sich genug Stauraum für das Küchengeschirr. Nicht nur gegen das Problem des Flächenverbrauchs, sondern auch gegen die Flächenversiegelung stellen sich Tiny-Houses. Diese sind oft auf Anhängern montiert oder stehen auf Stelzen-Fundamenten. So wird wertvoller Boden geschützt.

Ich freue mich sehr darüber, dass mit der Tiny Form OHG ein Start-Up in Stühlingen-Bettmaringen und damit in meinem Wahlkreis Tiny-Häuser plant und baut. Gemeinsam mit meinem Team und weiteren interessierten Bürger:innen war ich in Bettmaringen vor Ort. Wir konnten ein fertiges Tiny-House besichtigen, uns im „Rohbau“ eines weiteren über den Entstehungsprozess informieren und einen ersten Blick auf ein mögliches zukünftiges Projekt in der Region werfen. Im fertigen Tiny-House kam sofort Wohnlichkeit auf. Hier gibt es die Idee, dieses „Musterhaus“ auch für Urlauber zu öffnen. Im Rohbau des aktuell gebauten Tiny-Houses, konnten wir die verschiedenen Wandschichten begutachten und das innovative Heizkonzept überprüfen. Das Tiny-House, dass aktuell gebaut wird, bleibt laut den beiden Geschäftsführern Dominik Müllek und Christian Schmitz sogar in der Region und wird nur zwei Orte weiter wieder aufgebaut. Als ganz neues Projekt stehen vier Tiny-Houses in einem anderen Ortsteil der Stadt Stühlingen auf dem Programm. Ich bin sehr gespannt, wie sich dieses Projekt entwickelt.

Bei Tiny Form geht es aber nicht nur durch die Nutzung der Tiny-Houses um Nachhaltigkeit durch Platz-Sparen, sondern auch die Tiny-Houses selbst sollen Nachhaltigkeit widerspiegeln. So sind sie in Holzbauweise gefertigt und nutzen dafür regionale Hölzer. Außerdem werden die Houses fast standardmäßig mit Photovoltaik ausgestattet und sind dank einer guten Dämmung sehr energieeffizient.

Damit Tiny-Houses noch mehr durchstarten können, braucht es Änderungen an den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. So gibt es zum Beispiel immer wieder Probleme mit Baugenehmigungen. Ich habe mich über die Einladung nach Bettmaringen sehr gefreut und nehme die Herausforderungen und Eindrücke mit in meine politische Arbeit im Landtag von Baden-Württemberg.