Mit Bus und Bahn zum Klimaschutz – Diskussion mit Winne Hermann

Ende August hatten wir Landesverkehrsminister Winne Hermann in Waldshut zu Gast. Doch er kam nicht alleine: Für eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „(Rh)einsteigen – umsteigen“ konnten wir Busfahrerin und Stadträtin Antonia Kiefer, Landrat Dr. Martin Kistler und auch Christian Keller, Großrat aus dem Kanton Aargau gewinnen. Fast 100 Interessierte durften wir in den Räumlichkeiten der Stoll Vita Stiftung begrüßen.

In einer kurzen Begrüßung stellte die Vorsitzende des Stiftungsvorstands, Adelheid Kummle, die Wichtigkeit des Themas Nachhaltigkeit für die beiden Stiftungsgründer:innen Emma und Christof Stoll heraus. Verkehrsminister Winne Hermann griff diesen Aspekt bei seiner kurzen Einführung auf. Er ging kurz auf die zentralen Ziele der Mobilitätswende in Baden-Württemberg ein und hielt ein kurzes Plädoyer dazu, wegzukommen vom Begriff des „ländlichen Raums“, denn gerade im Bereich der Anforderungen an ein modernes und nachhaltiges Mobilitätssystem gibt es nicht nur einen „ländlichen Raum“, sondern ganz vielfältige „ländliche Räume“.

In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen viele verschiedenen Themen zur Sprache: So konnte Busfahrerin Antonia Kiefer von ihren Erlebnissen während der Zeit des 9€-Tickets berichten, zum Beispiel welche Ungleichgewichte es hier gab zwischen den einzelnen Linien, wo Busse zu voll waren und wo das Ticket eher wenig genutzt wurde. Landrat Dr. Kistler ging auf die Herausforderungen der kommunalen Seite in der Mobilitätswende ein. So ergeben sich immer wieder Herausforderungen an den Grenzen der Verkehrsverbünde, die nicht für alle Nutzer:innen zufriedenstellend gelöst werden können. Hier können verbundübergreifende Angebote wie das 9€-Ticket Abhilfe schaffen. Christian Keller stellte in der Diskussion die Perspektive der Schweiz dar. Im Kanton Aargau werden aktuell überdimensionierte Straßenbauprojekte projektiert und umgesetzt, die dem Ziel der Mobilitätswende zuwiderlaufen. Außerdem konnte er von innovativen Konzepten wir dem „Taxito“ berichten, sozusagen einer günstigen, neuen Version des Trampens.

Auch das Publikum kam während der Veranstaltung nicht zu kurz. Jeder Themenblock begann mit einem kurzen Umfrage-Teil. Die Antworten zeigten, dass viele der Teilnehmer:innen sich bereits sehr tief mit dem Thema Mobilitätswende auseinandergesetzt hatten. So konnten sich viele die Nutzung von Car-Sharing-Angeboten vorstellen, einige hatten sich auch schon intensiv damit beschäftigt, den eigenen Arbeitsweg mit dem ÖPNV zurückzulegen. Auch wünsche wurden per Abstimmung geäußert: Zum Beispiel zu einem verstärkten Ausbau der Radwege, zu einem dichteren Takt im ÖPNV und zu mehr Barrierefreiheit und einfachen Umsteigeverbindungen im Kreis.

Diese beiden Themen griff auch Verkehrsminister Winne Hermann auf: Im Bereich Barrierefreiheit verwies er auf die Arbeiten zum Ausbau und zur Elektrifizierung der Hochrheinbahn. Außerdem fördere das Land die Einrichtung sogenannter „Mobilitätsstationen“. Diese modernen Knotenpunkte bieten einfache Umstiegsmöglichkeiten, zum Beispiel über Park+Ride-Parkplätze, abschließbare Fahrradboxen für E-Bikes und vieles mehr. Außerdem soll mit dem Programm auch die Barrierefreiheit von Bushaltestellen verbessert werden. In diesem Zusammenhang verwies Landrat Dr. Martin Kistler auf die Koordinationsstelle im Landratsamt zu genau diesem Thema und auch ich konnte aus meiner eigenen Arbeit im Gemeinderat Wutöschingen von der geplanten Umsetzung von drei Mobilitätsstationen in Horheim, Schwerzen und Wutöschingen berichten.

Zum Abschluss der Veranstaltung folgte eine offene Diskussion mit dem Publikum. Eine wichtige Frage kam von angereisten Busunternehmer:innen. Sie stellten die Frage, wie die Politik sie dabei unterstützen kann, mit den Preissteigerungen und vor allem auch dem Fachkräftemangel umzugehen. Winne Hermann verwies dabei auf die vielfältigen Anstrengungen des Landes in diese Richtung, gab aber zu, das hier noch viel zu tun sei.

Zum Abschluss konnten die Teilnehmer:innen sich noch bei einem kleinen Stehempfang mit den Referent:innen austauschen, ehe dann jede:r den Heimweg antrat. Wie es sich gehört (und dort wo möglich) natürlich viele mit dem ÖPNV.