Im Gespräch mit der Musikschule Südschwarzwald

Auch ein Instrument zu beherrschen will gelernt sein! Deshalb haben sicher viele von euch bereits einmal mit den Musikschulen im Land zu tun gehabt. Sei es, weil die Eltern unbedingt Blockflöten oder Geigenunterricht für euch organisiert haben, oder ihr selbst wissen wolltet, wie man mit Gitarre, E-Bass, Schlagzeug oder Saxophon den richtigen Ton trefft. Auch die lokalen Musikvereine werden von den Musikschulen unterstützt.

Drei große Musikschulen gibt es in meinem Wahlkreis: Die Musikschule Südschwarzwald, die einen großen Teil des Landkreises Waldshut umfasst und bei der auch ich Alumni bin (Klavier), sowie die Musikschulen in Bad Säckingen und Rheinfelden.

Mit dem Leiter der Musikschule Südschwarzwald, Herrn Hilpert, habe ich mich über die Herausforderungen der Musikausbildung regional und überregional unterhalten. Die Musikschule Südschwarzwald steht besonders durch die Lage im ländlichen Raum vor einigen Zukunftsaufgaben. So kommen Lehrkräfte unter anderem nicht aus dem Landkreis selbst und sind von der manchmal doch sehr dürftigen Anbindung im ÖPNV abgeschreckt. Viele der Lernorte lassen sich auch gar nicht per Bus und Bahn erreichen. Darüber hinaus ist auch in diesem Bereich die Schweiz ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Genug Lehrer:innen zu finden, ist also für das Leitungsteam der Musikschule eine große Herausforderung.

Ein „Problem“ beschäftigt die Musikschulen sowohl auf Seite der Lehrkräfte als auch in der Schüler:innenschaft. Schüler:innen, die in Musik gut sind, sind meistens auch in anderen Fächern in der Schule sehr gut und stehen dadurch bei der Wahl des Studiums zum Beispiel vor der Entscheidung Musik vs. Medizin vs. Jura. Viele entscheiden sich dann für andere Fächer und fehlen so später auch als Lehrer:innen für die Musikschulen.

Ein riesengroßes Thema auf der Agenda der Musikschule Südschwarzwald ist auch die Digitalisierung. Wie in vielen anderen Bereichen gab es auch hier einen enormen Schub durch die Corona-Pandemie. So wurde viel über Zoom und co. geübt und einige Schüler:innen konnten spielerisch über Apps die Theorie hinter der Musik und auch das Spielen des eigenen Instruments üben. Allerdings ist eine digitale Stunde nicht mit dem Lernen gemeinsam mit eine:r Lehrer:in zu vergleichen, weshalb die Musikschulen auch in Zukunft gefragt sind. Allerdings sieht es je nach Lernort doch etwas schwieriger mit dem Thema Digitalisierung aus: Die Musikschule Südschwarzwald nutzt ganz unterschiedliche Räumlichkeiten, um die Kurse und Angebote anzubieten. Von der Seniorenwohnanlage, über die Schule und das Gemeindezentrum ist alles dabei. Einige dieser Räumlichkeiten haben aber bis heute kein WLAN. Schulen, die dank großer Investitionen immer besser mit WLAN versorgt sind, stehen aufgrund eines Ausbaus des Ganztagesangebots immer weniger zur Verfügung.

Neben der freizeitmäßigen Ausbildung von Schüler:innen an den Instrumenten, genau so wie meine Schwester und ich zum Beispiel auf dem Klavier ausgebildet wurden, ohne jedoch den Berufswunsch Musiker:in zu haben, ist genau dies eines der Steckenpferde der Musikschulen: Die Studienvorbereitende Ausbildung. Hier unterstützt die Schule die angehenden Musiker:innen optimal bei der Vorbereitung auf das Studium und hilft, frühzeitig Kontakte mit den Hochschulen oder der Branche zu knüpfen. Doch auch dieses Angebot steht aufgrund der oben beschriebenen Themen vor großen Herausforderungen.

Für meine Arbeit in Stuttgart, aber auch auf der kommunalen Ebene nehme ich mit, welchen Stellenwert die Musikschulen in der Region für die Kulturlandschaft am Hochrhein einnehmen. Der Besuch war für mich deshalb sehr wichtig, auch wenn mein Instrumentenwunsch, das Theremin, aktuell bei der Musikschule Südschwarzwald nicht angeboten wird.