Heute kennt ihr Bad Zurzach vielleicht wegen des Thermalbades. Früher war Bad Zurzach, damals noch offiziell nur Zurzach vor allem auch von der Schweizerischen Sodafabrik (Sodi) geprägt, die westlich des Ortszentrum ein riesiges Areal beanspruchte. Bei Bohrungen in Bad Zurzach wurde 1892 eine über zehn Meter dicke Salzschicht gefunden, was zur Gründung der Zurzacher Salinen führte. Neben dem Salz war mit dem Steinbruch in Rekingen auch regionaler Kalkstein verfügbar. Da Bad Zurzach auch an die Eisenbahn angeschlossen war, waren alle Bedingungen für eine erfolgreiche Gründung einer Natriumcarbonat (Soda) Produktion vorhanden. Ab 1916 wurde Soda dann in Bad Zurzach produziert. Später kam aufgrund der Salzvorkommen vor Ort dann eine Elektrolyse hinzu und Produkte wie Eisenchlorid wurden ins Portfolio aufgenommen.
Verschiedene Faktoren führten aber dazu, dass sowohl die Soda-Herstellung als auch die Elektrolyse eingestellt wurden. Aber, wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich immer eine andere: So wird das Gelände der Sodi seit einigen Jahren als Industriepark weiterentwickelt. Zwischenzeitlich haben sich schon einige innovativen Firmen angesiedelt. Wenn ihr zum Beispiel eine hochpreisige Uhr habt, ist die Chance groß, dass das Saphir-Glas aus Bad Zurzach kommt, denn hier sitzt die Firma „Comadur“. Außerdem bestehen zum Beispiel am Standort die Firmen V-Carbon und Lobeck Chemie. Letztere stellt verschiedene Chemikalien her, von Basischemikalien bis zum Schwimmbadreiniger. Die Firma V-Carbon hat ein Verfahren entwickelt, um Kohlefasern zu recyclen. Das alles zeigt, die Innovationskraft im Industriepark ist bereits heute sehr hoch. Deshalb habe ich mich sehr über den Besuch vor Ort gefreut. Mit CEO Michael Odenwald und Lukas Gisiger von der Tiefbaufirma ERNE konnten wir einen guten Überblick über das Areal erhalten.
Die Umstrukturierung des Geländes führt dabei auch zu vielen neuen Ideen. Zum Beispiel wird mit der Abwärme auf dem Areal ein Gewächshaus beheizt, Auch die Idee des Vertical-Farmings steht auf der Agenda. Auf dem Gelände ist sogar eine Fischfarm angedacht. Zwischenzeitlich entstanden und entstehen dafür auf dem Areal bereits neue Hallen. Allen Ideen und allen Neuansiedlungen gemein ist, dass der Kreislaufgedanke und die Symbiose zwischen den Firmen im Vordergrund steht. Das geht einerseits zum Beispiel über die Zusammenarbeit im Energiebereich, aber auch die Produkte und Rohstoffe sollen untereinander ausgetauscht und gemeinsam im Kreislauf genutzt werden. In unserem Gespräch konnten wir auch über ganz neue Projekte sprechen, die aktuell entstehen. Ich bin sehr gespannt, welche Entwicklungen das Sodi-Areal in Zukunft noch bieten wird und freue mich schon jetzt auf den nächsten Besuch.